Schadstoffübersicht
 
 

Biozide

Der Einsatz von Bioziden in Innenräumen führt i.d.R. zu jahrelangen Belastung der Bewohner mit Schadstoffen da die Hersteller an Stoffen interessiert sind, welche ein langanhaltende abtötende oder bekämpfende Wirkung haben. Eine Anwendung von Bioziden finden sich in Holzschutzmittel als Fungizide und Insektizide, als vorbeugenden Mottenschutz oder als Entwesensmittel zur Bekämpfung von Insektenbefall. Eine Übersicht über die Konzentration von Bioziden und weiteren SVOC (semi-volatile organic compounds) im Hausstaub befindet sich in den Studien Hintergrundbelastung des Hausstaubes von Privathaushalten mit mittel- und schwer­flüch­ti­gen organi­schen Schadstoffen und Biozidanwendungen im Haushalt als möglicher Risikofaktor für die Gesundheit der Raumnutzer.

Holzschutzmittel

Häufigste Vertreter, welche immer noch in Innenräumen als Altlasten deutlich nachgewiesen werden können, sind Pentachlorphenol (PCP) und Lindan. PCP wurde als Fungizid bis in die 80er Jahre eingesetzt und erst 1989 in Deutschland verboten. Lindan wurde als Insektizid in Holzschutzmitteln und Insektenbekämpfungsmitteln wie "Holzwurmtod" eingesetzt. Die Verwendung von Lindan ist bis heute jedoch nicht verboten.

Die nach dem Einsatz von Holzschutzmitteln in Innenräumen beobachteten vielfältigen Symptome wurden unter dem Begriff Holzschutzmittelsyndrom bekannt und hatten einen der längsten Gerichtsprozesse, dem Holzschutzmittelprozess, zur Folge. In den 80er Jahren wurde vor allem PCP durch eine Vielzahl anderer Wirkstoffe wie das Dichlofluanid, Tolylfluanid, Furmecyclox, Chlorthalonil oder die Triazole Terbucunazol und Propiconazol ersetzt. Erst in den 90er Jahren setzt sich die Erkenntnis durch, dass in Wohnräumen keine Holzschutzmittel eingesetzt werden sollten. Das BgVV (Bundesamt für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin) begründet dies mit der Vermeidung jeder unnötiger Belastung der Bevölkerung mit biologisch wirksamen Chemikalien. Großflächiges Ausbringen von Holzschutzmitteln in Innenräumen ist laut BgVV als unsachgemäße Anwendung von Holzschutzmitteln einzustufen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Anwenders und seiner Mitbewohner führen kann.

Ein Problem vorwiegend in den neuen Bundesländern und den ehemals von amerikanischen Streitkräften genutzten Gebäuden ist der Einsatz von DDT u.a. zum Holzschutz in Dachstühlen. Während der Einsatz von DDT in den alten Bundesländern bereits 1972 verboten wurde, ist in den neuen Bundesländern mit einer Anwendung bis Ende der 80er Jahren zu rechnen.

In Leichtbauten wie Pavillons ist bis in die frühen 70er Jahre mit Chlornaphthalinen als Holzschutzmittel zu rechen, die häufig für einen muffigen Geruch verantwortlich sind.

Hexachlorbenzol wird in der Literatur häufig als Holzschutzmittel beschrieben, praktisch ist es in Innenräumen jedoch nicht nachzuweisen. Häufig nachgewiesene Blutbelastungen dürften daher eher auf einen Einsatz in der Landwirtschaft als Pflanzenschutzmittel, insbesondere als Saatbeizmittel, zurückzuführen sein.

Insektenbekämpfungsmittel

Bei den Insektiziden ist zu unterscheiden zwischen den chlororganischen Wirkstoffen, die überwiegend nur noch ein Altlastenproblem sind, und aktuellen Wirkstoffen. Probleme nach einem Einsatz von Chlorpestiziden wie DDT, Methoxychlor oder Dieldrin sind vor allem aus von den amerikanischen Streitkräften genutzten Gebäuden bekannt. Darüber hinaus können Importartikel aus dritten Welt wie Teppiche etc. noch immer mit diesen Mitteln behandelt und kontaminiert sein.

Aktuelle Wirkstoffe sind die in den 80er Jahren als „natürliche" Wirkstoffe eingeführten und umworbenen Pyrethrine und Pyrethroide. Während Pyrethrine wie Pyrethrum, ein natürlicher Wirkstoff, der aus Chrysanthemen­blüten extrahiert wird, im Innenraum einem relativ schnellen Abbau unterliegen, führt ein Einsatz synthetischer Pyrethroide wie Permethrin oder Deltamethrin zu jahrelang anhaltenden Belastungen in Innenräumen. Als Wirkungsverstärker für Pyrethroide wird bei insektenbekämpfenden Mitteln in der Regel Piperonylbutoxid eingesetzt, da es den Abbau der Pyrethroide im Körper hemmt.

Weitere aktuell eingesetzte Wirkstoffe sind Propoxur als Insektizid mit Fraß und Kontaktgiftwirkung in Sprays und Köderdosen, Phosphorverbindungen wie Phoxim, Chlorpyrifos oder Dichlorvos. Der Einsatz dieser Organophosphate wird mit dem Auftreten von neuropsychologischen Verhaltensschäden in Zusammenhang gebracht.

Mottenschutzmittel

Seit den 80er Jahren wird insbesondere Permethrin als Mottenschutzmittel für textile Bodenbeläge aus Wolle verwendet. Während die Teppichindustrie davon ausgeht, dass das Permethrin an die Teppichfasern festgebunden ist, treten im Hausstaub von Gebäuden, in denen behandelte Teppiche verlegt sind, deutlich erhöhte Gehalte auf.

Eulan WA neu wurde bis 1988 als Mottenschutzmittel von der Firma Bayer AG produziert. Als Anlaß für die Produktionseinstellung wurden „firmeninterne Gründe“ genannt. Als Vorprodukte, technische Verunreinigungen und Abbauprodukte treten sogenannte Chlordiphenylether auf. Diese Substanzen besitzen dioxin-ähnliche Struktur.

Konservierungsmittel

Durch den immer weiter verbreiteten Einsatz von Farben und Klebestoffen auf wässriger Basis wird deren Konservierung immer wichtiger. Häufig werden hierzu Isothiazolone eingesetzt. Diese finden auch Einsatz in Befeuchtern (Klimaanlagen). Sie wirken allergenisierend und sensibilisierend. Nach dem Einsatz von mit Isothiazolonen konservierten Farben wurden in Innenräumen deutlich erhöhte Konzentrationen in Raumluft und Hausstaub nachgewiesen.

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