Schadstoffübersicht
 
 

Biogene Schadstoffe

Schimmelpilzbelastungen in Gebäuden sind eines der häufigsten Umweltprobleme in Innenräumen. Ursachen von mikrobiellen Wachstum sind neben Feuchteschäden durch Baumängeln und unsachgemäß sanierten Wasserschäden immer häufiger ein ungenügender Wärmedämmstandard bei Altbausanierungen bei gleichzeitiger Verringerung des natürlichen Luftwechsels durch bauliche Veränderungen. Das Thema Schimmelpilz in Innenräumen ist daher heute so aktuell wie nie zuvor.

Die Bezeichnung „Schimmelpilze“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung und keine wissenschaftlich systematische Einheit. Mit Schimmelpilzen werden Pilze bezeichnet ohne auffällige Fruchtkörper welche normalerweise keine Sproßzellen ausbilden. Typisches Kennzeichen für Schimmelpilze ist die Bildung von Luftmyzelen an denen die Sporen gebildet werden. Die in Innenräumen vorkommenden Pilze gehören bis auf wenige Ausnahmen zur Klasse der Fungi imperfecti.

Schimmelpilze bilden in Wohnräumen eine zunehmende Allergenquelle. Das Spektrum allergischer Reaktionen reicht von Hautreizungen, grippeähnlichen Beschwerden über schwere Erschöpfungszustände bis hin zu Schwindel sowie Gedächtnis- und Sprachstörungen. Einen weiteren Hauptkomplex bilden Atemwegserkrankungen, verbunden mit Reizhusten und Engegefühl in der Brust bis hin zum allergischen Asthma. Als typische Erkrankungen sind zu nennen: Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege, Rhinitis, Sinusitis, Laryngitis, Bronchitis, Alveolitis; Reizerscheinungen in den Augen und auf der Haut; erhöhte Infektanfälligkeit, chronischer Erschöpfungszustand (chronic fatigue syndrome) und Allergien. Es gibt auch Hinweise darauf, daß es bei einigen immungeschwächten Individuen, sowie immunsubprämierten Patienten, zu ernsten u.U. auch tödlichen Erkrankungen kommen kann. In neueren klinisch-epidemiologischen Untersuchungen und Fall­beschreibungen werden nun auch Zeichen einer inhalationsbedingten Intoxikation beschrieben.

Der Nachweis von Sporen aus der Raumluft sollte sowohl kultivierend auf unterschiedliche Nährböden (als Standard in der Umweltmykologie gelten Malzextrakt und DG 18), als auch über direktmikroskopische Verfahren mittels aktiver Probenahme erfolgen, um kultivierbare und nicht kultivierbare Sporen erfassen zu können. Zusätzliche Aussagen ergeben sich durch die Bestimmung der Keimart und Keimzahl im Hausstaub.

Der Nachweis von MVOC über chemische Analytik oder speziell trainierter Schimmelhunde geben Hinweise auf versteckten Schimmelpilzbefall. MVOC gehören zu der Gruppe von flüchtigen Verbindungen, sie sind die Stoffwechselprodukte von Bakterien und Pilzen mit oft charakteristischem Geruch (erdig, pilzartig, „feuchter Keller“, manchmal etwas süßlich). Sie treten in der Regel in sehr geringen Konzentrationen in belasteten Innenräumen auf. Die Bildungsrate und die spezifische Zusammensetzung ist von dem jeweiligen Nährstoffangebot der verursachenden Mikroorganismen abhängig.

Bestimmte Schimmelpilze, wie zum Beispiel Stachybotrys atra, Aspergillus spp., Penicillium spp., Trichoderma, Paecilomyces können Mykotoxine produzieren. Diese sind hauptsächlich in den Sporen enthalten und können durch luftgetragene Sporen zu einer signifikanten Luftkontaminierung beitragen. Einzelne Pilzarten können mehrere Toxine bilden. Wiederum können einzelne Toxine unabhängig von mehreren Pilzarten gebildet werden. Der Nachweis von Mykotoxinen im Hausstaub ist bisher auf wenige Einzelsubstanzen beschränkt und damit noch nicht umfassend einsetzbar.

Von Senkpiel et al. wurden jahreszeitabhängige Orientierungswerte zur Bewertung von Schimmelpizen in Innenräumen veröffentlicht. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg hat einen Qualitätszirkel für die analytische Qualitätssicherung bei der Analytik biogener Innenraumschadstoffe eingerichtet. Hier wird ein umfangreiches Regelwerk angefangen von der Untersuchungsplanung über die Beschreibung von Indikatororganismen aus baulicher und medizinischer Sicht, Probenahmeverfahren bis zur Erstellung von Beurteilungskriterien erarbeitet. Der Trend geht hierbei dazu, nicht Richtwerte für die Gesamtzahl der KBE festzulegen, sondern durch die Definition von Indikatororganismen Hinweise auf ein Schimmelpilzproblem zu erhalten, was unabhängig von der zur Zeit der Messung festgestellten Sporenkonzentration als innenraum­hygienisches Problem angesehen wird.

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